Teures Kroatien

Teures Kroatien

Am 1. Juli 2013, vor genau zehn Jahren trat Kroatien der EU bei. Die Begeisterung der Bevölkerung hielt sich in Grenzen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Was sich geändert hat ist die Bevölkerungszahl. Lebten im Gründungsjahr der Nation 1991 noch über vier Millionen im Land, so sind es heute nur noch 3,6 Millionen. Die Bevölkerung schrumpft. Wer kann, wandert aus. 

Kroatien, so schreibt das österreichische Boulevardblatt  „Krone“ sei bereits teurer als die Schweiz. Für eine Pizzaschnitte zahle man 18 Euro. Recht so. Wer wegen der Pizzaschnitten ans Meer reist, der bleibe besser zuhause im Freibad.

Die Umstellung von Kuna auf Euro am 1. Jänner2023 hat die Preise in die Höhe getrieben. Die Inflation legte noch ein Schäuflein nach. Sie beträgt gefühlte 17 %.

Die durchschnittliche Rente im Land beträgt 400 Euro. Der Durchschnittsgehalt 700 Euro. Man kommt nur über die Runden, wenn man Zimmer vermietet, von der Familie aufgefangen wird oder, was noch besser ist, eine Geldquelle im Ausland anzapft.

Zuwanderung aus Bosnien und Herzegowina gibt es nur saisonal und auch diese ist rückläufig. Dies macht sich auch in der Pflege bemerkbar. Eine Bekannte, die in Zadar ein Pflegeheim für 30 demente Menschen  führte, musste es nun schließen. Sie bekommt keine Pflegekräfte mehr.

Zuwanderer aus dem arabischen Kulturraum sind nicht willkommen. Afrikaner sieht man selten und wenn, dann als Pfarrer in der Kirche. Doch auch sie hat im traditionell katholischen Land Nachwuchsprobleme. 

Seit 30 Jahren steht die junge Nation mit kurzen Unterbrechungen politisch rechts. Davon hört man im nördlicheren Europa wenig, weil Ungarn lauter ist. Seit ihrer tausendjährigen Geschichte als Nummer 2 im Reich der ungarischen Könige, sind die Kroaten so, wie Grillparzer es den Österreichern andichtet:  Sie lassen die anderen reden und denken sich ihren Teil.

Die neue Brücke, die sich über den Fjord von Neum spannt und die Stadt Split mit der  kroatischen „cash cow“ Dubrovnik verbindet, wurde von China finanziert und mit chinesischen Arbeitern erbaut. Yachthäfen wie der von Sukosan haben türkische Eigentümer. Aus der alten Likörfabrik Maraska im Hafen von Zadar soll ein Hyatt 5 Stars superior werden. Soll. In den letzten 30 Jahren wechselte die Immobilie drei Mal ihre Eigentümer, und auch der letzte Deal ist undurchsichtig. 

Die Küste ist ausverkauft, das Hinterland menschenleer und Slawonien, die einstige Kornkammer ungarischer Magnaten ist wieder Großgrundbesitz. 

Kroatien ist ein armes Land, reich an Naturschätzen und kolonialer Kultur. Es gibt zauberhafte, venezianisch geprägte Küstenstädte, uralte Eichenwälder, dunkelgrüne Seen, spektakuläre Wasserfälle, Trinkwasser führende Flüsse, tausend Inseln mit einsamen Buchten und zehn Nationalparks. Den Duft der Pinien, das Singen der Zikaden, die Meeresbrise und die Erfrischung im klaren Wasser der Adria ist – immer noch- gratis. Der Zugang zum Strand übrigens auch. Da wird man wohl 18 Euro für eine Pizzaschnitte ausgeben können. 

Wer mehr über Kroatien backstage lesen möchte, sollte sich das Buch „Typisch Kroatien Ein Blick hinter die Kulissen“ besorgen . Es ist 2014 bei „Styria regional“ erschienen. Autorin:  Friederun Pleterski

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